Deutschlands Außenhandel unter Druck
Die Zahlen sind alarmierend: Deutsche Unternehmen exportieren immer weniger in ihre wichtigsten Märkte, während die Importe nach Deutschland gleichzeitig steigen. Was auf den ersten Blick wie trockene Statistik aussieht, hat für Sie als importierendes oder exportierendes Unternehmen ganz konkrete Folgen.
Ein Vergleich der Handelsdaten von Januar bis August 2024 und 2025 zeigt deutlich, wohin die Reise geht. Und warum Sie Ihre Lieferketten möglicherweise neu denken müssen.
Wie der Trump-Faktor globale Handelströme verschiebt
Bevor wir in die Zahlen einsteigen, lohnt sich ein Blick auf den Elefanten im Raum: Donald Trumps Handelspolitik. Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat die „America First“-Strategie wieder Fahrt aufgenommen. Und zwar mit Vollgas.
Trump setzt massiv auf protektionistische Maßnahmen: Neue Zölle auf Stahl, Aluminium und zahlreiche andere Produkte sollen amerikanische Arbeitsplätze schützen. Gleichzeitig zwingt er US-Unternehmen, Produktionen zurück in die Staaten zu verlagern. Auch ausländische Unternehmen, zum Beispiel deutsche Autobauer, sollen ihre Produktion in die USA verlagern.
Das klingt für die USA erstmal gut, hat aber globale Kettenreaktionen ausgelöst, deren Folgen auch für die USA nicht nur positiv sind.
China: Das Defizit explodiert
Für China – seit August 2025 wieder unser größter Handelspartner – bedeutet das:
- Weniger Export in die USA führt zu Überkapazitäten. Diese Waren drängen verstärkt auf andere Märkte, auch nach Europa und Deutschland.
- Gleichzeitig macht China seine Märkte für westliche Produkte unattraktiver, um die eigene Industrie zu schützen.
Für Deutschland ist das eine toxische Mischung: Wir importieren mehr aus China, während unsere Exporte dorthin einbrechen.
Schauen wir uns die Zahlen an. Der Handel mit China war schon immer ein zweischneidiges Schwert für Deutschland. Aber was wir 2025 sehen, ist besorgniserregend.
Die Importe steigen weiter: Von 100,4 Milliarden Euro auf 109,0 Milliarden Euro für den Zeitraum Januar bis August 2025 im Vergleich zum Vorjahr.
Ein Plus von 8,5 Prozent. Deutschland bezieht also in diesem Jahr noch mehr Waren aus China als 2024. Von Elektronik über Maschinen bis zu Textilien: Made in China bleibt allgegenwärtig in deutschen Lagerhallen.
Die Exporte brechen ein: Gleichzeitig sind die deutschen Exporte nach China um 13,5 Prozent eingebrochen. Von 63,2 Milliarden Euro auf nur noch 54,7 Milliarden Euro. Das ist dramatisch, besonders für die Automobilindustrie und den Maschinenbau.
Was heißt das konkret? Das Handelsdefizit mit China hat sich von 37,2 Milliarden Euro auf satte 54,3 Milliarden Euro verschlechtert. Das ist ein Anstieg von fast 46 Prozent. Deutschland kauft also deutlich mehr ein als es verkauft. Eine strukturelle Schieflage, die sich in diesem Jahr deutlich verschärft hat.
Warum passiert das? Mehrere Faktoren spielen zusammen. Chinas Wirtschaft schwächelt und die Kaufkraft sinkt. Geringe Umsätze im eigenen Land versuchen die Unternehmen durch Exporte auszugleichen.
Chinesische Konkurrenten wie BYD oder NIO machen deutschen Autoherstellern das Leben schwer. Nicht nur in China, sondern weltweit. Und dann ist da noch Chinas Strategie der Selbstversorgung: Peking will weniger abhängig vom Ausland werden und fördert massiv die eigene Industrie. Für deutsche Exporteure wird es immer schwerer, Fuß zu fassen.
Hinzu kommt der indirekte Trump-Effekt: Da China weniger in die USA exportieren kann, verschärft sich der Wettbewerb auf anderen Märkten, auch in Europa. Chinesische Produkte werden aggressiver bepreist, um Marktanteile zu gewinnen.
| China-Handel | Import | Export | Importüberschuss |
|---|---|---|---|
| 2024 Januar – August | 100,4 Mrd. EUR | 63,2 Mrd. EUR | -37,2 Mrd. EUR |
| 2025 Januar – August | 108,9 Mrd. EUR ⬆️ | 54,7 Mrd. EUR ⬇️ | -54,3 Mrd. EUR ⬆️ |
USA: Der wichtigste Kunde schwächelt
Die USA sind traditionell einer der wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Produkte. Aber auch für deutsche Exporte in die USA wird die Luft dünner. Trumps Zölle und die Bevorzugung heimischer Produkte treffen deutsche Hersteller direkt. Das Motto „Buy American“ macht sich in den Bilanzen deutscher Unternehmen unangenehm bemerkbar.
Importe bleiben stabil: Importe aus den USA in Höhe von 63,2 Milliarden Euro sind mit einem Mini-Plus von 1,3 Prozent gegenüber 2024 praktisch unverändert.
Exporte fallen deutlich: Die deutschen Exporte in die USA sind um 7,4 Prozent auf 99,6 Milliarden Euro gesunken. Für eine exportorientierte Wirtschaft wie Deutschland ist das ein ernstes Warnsignal.
Der Handelsüberschuss mit den USA ist von 45,2 Milliarden Euro auf 36,5 Milliarden Euro geschrumpft. Ein Minus von fast 20 Prozent. Deutschland hat zwar immer noch einen komfortablen Überschuss, aber der Trend zeigt klar nach unten.
Trumps Stempel ist unübersehbar: Höhere Zölle auf europäische Produkte, Subventionen für US-Hersteller und politischer Druck auf amerikanische Unternehmen, heimische Zulieferer zu bevorzugen. All das trifft deutsche Exporteure direkt. Besonders die Automobilindustrie und der Maschinenbau spüren den Gegenwind.
Hinzu kommt: Die US-Wirtschaft läuft nicht mehr so rund wie in den Vorjahren. Inflation und hohe Zinsen bremsen die Kaufkraft. Amerikanische Unternehmen und Verbraucher halten sich mit Investitionen zurück. Auch das trifft deutsche Lieferanten.
| USA-Handel | Import | Export | Exportüberschuss |
|---|---|---|---|
| 2024 Januar – August | 62,4 Mrd. EUR | 107,6 Mrd. EUR | +45,2 Mrd. EUR |
| 2025 Januar – August | 63,2 Mrd. EUR ⬆️ | 99,6 Mrd. EUR ⬇️ | +36,5 Mrd. EUR ⬇️ |
Indien: Hoffnungsträger für die Diversifikation von Import und Export
Indien gilt als der Hoffnungsträger der Länder außerhalb China und USA. Das Land, das China als „Werkbank der Welt“ ablösen könnte. Viele Unternehmen setzen auf die „China Plus One“-Strategie und wollen Indien als zweites Standbein aufbauen. Doch die Zahlen ernüchtern.
Importe wachsen stark: Die Importe aus Indien sind um 8,3 Prozent auf 10,0 Milliarden Euro gestiegen. Deutschland bezieht zunehmend Waren aus dem Subkontinent, von Textilien über Chemikalien bis zu IT-Dienstleistungen.
Ist das ein Hinweis, das deutsche Firmen angefangen haben, Ihre Lieferanten zu diversifizieren? Das wäre ein gutes Zeichen, wenn im Gegenzug nicht ein Negativtrend stünde.
Exporte stagnieren: Die deutschen Exporte nach Indien sind praktisch auf der Stelle getreten. Nur ein mageres Plus von 0,14 Prozent. Bei einem Land, das jährlich um sechs bis sieben Prozent wächst, ist das ernüchternd.
Der Handelsüberschuss mit Indien ist von 1,3 Milliarden Euro auf nur noch 0,6 Milliarden Euro geschrumpft. Ein Rückgang um 57 Prozent. Die positive Handelsbilanz schmilzt wie Eis in der Sonne.
Was läuft hier schief? Deutsche Unternehmen verlassen sich im Export noch zu sehr auf die bestehenden (im Umbruch befindlichen) Partnerschaften und sind beim Aufbau von Alternativen zu langsam.
Der indische Markt ist komplex, bürokratisch und oft schwer zu erschließen. Das ist auf den ersten Blick mühsam und abschreckend. Aber wer jetzt investiert, investiert in die Zukunft.
| Indien-Handel | Import | Export | Exportüberschuss |
|---|---|---|---|
| 2024 Januar – August | 9,2 Mrd. EUR | 10,6 Mrd. EUR | +1,3 Mrd. EUR |
| 2025 Januar – August | 10,0 Mrd. EUR ⬆️ | 10,6 Mrd. EUR ↔️ | +0,6 Mrd. EUR ⬇️ |
Deutschland verliert an Boden
Wenn wir die drei hier untersuchten Handelspartner zusammen betrachten, ergibt sich ein beunruhigendes Bild:
Exporte brechen ein: China minus 13,5 Prozent, USA minus 7,4 Prozent, Indien quasi null Wachstum. Das ist kein Zufall, sondern ein klares Muster.
Importe steigen weiter: Gleichzeitig nehmen die Importe aus allen drei Ländern zu. Deutschland wird immer abhängiger von Produkten aus dem Ausland, während die eigenen Exporterfolge schrumpfen.
Die Handelsbilanzen verschlechtern sich überall: Bei China explodiert das Defizit, bei Indien schmilzt der Überschuss, und selbst der seit Jahren komfortable USA-Überschuss schrumpft um ein Fünftel.
Strukturelle Schwächen: Die deutsche Industrie hat den Wandel zu neuen Technologien verpasst. Während chinesische Hersteller bei Elektromobilität und Batterietechnik dominieren, kämpft Deutschland noch mit der Transformation. Das rächt sich jetzt.
Deutschland verliert an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Die Produkte „Made in Germany“ werden in Zukunftsmärkten weniger nachgefragt. Gleichzeitig gelingt es und nicht, die Abhängigkeit von Importen, besonders aus China (seltene Erden!), zu verringern.

Was heißt das für Ihr Unternehmen?
Die Zahlen sind nicht nur Statistik, sie haben ganz praktische Konsequenzen für Sie.
Für Importeure: Die Abhängigkeit sowohl von USA als auch von China birgt Risiken. Wenn morgen die nächsten Handelsbeschränkungen kommen, kann Ihre Lieferkette ins Wanken geraten.
Einige Industrien erleben es gerade ganz aktuell: Halbleiterchips, seltene Erden – die deutsche Industrie ist im zweiten Halbjahr 2025 im Krisenmodus.
Jetzt ist der (späteste?) Zeitpunkt, alternative Beschaffungsquellen aufzubauen.
Für Exporteure: Wer bisher hauptsächlich auf USA oder China gesetzt hat, muss sich neue Absatzmärkte erschließen. Südostasien, Afrika oder Lateinamerika bieten Potenzial.
Für alle: Die Zeiten, in denen man einfach weitermachen konnte wie bisher, sind vorbei. Diversifikation ist das Gebot der Stunde. Wer seine Eier in zu wenige Körbe legt, geht unnötige Risiken ein.
Handeln statt abwarten
Die Handelszahlen zeigen deutlich: Deutschland muss sich neu aufstellen. Warten Sie nicht ab, bis sich die Situation weiter verschärft.
Prüfen Sie Ihre Lieferketten auf Schwachstellen.
- Sind Sie zu abhängig von einzelnen Ländern?
- Gibt es alternative Lieferanten und alternative Abnehmer in politisch stabileren Regionen?
- Können Sie Ihre Produkte für neue Märkte anpassen?
Die gute Nachricht: Die unvermeidbare Veränderung bietet auch Chancen. Unternehmen, die jetzt flexibel reagieren und ihre Logistik strategisch neu ausrichten, können sich für die Zukunft Wettbewerbsvorteile sichern.
Wir unterstützen Sie bei der Neuausrichtung
Bei Excellence Global Logistics beobachten wir diese Entwicklungen nicht nur. Wir helfen unseren Kunden aktiv, sich darauf einzustellen. Ob es um den Aufbau neuer Transportrouten nach Indien geht, um die Optimierung Ihrer USA-Transporte trotz erschwerter Bedingungen oder um sichere China-Importe: Wir haben das Netzwerk und die Expertise.
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