Nach acht Jahren an der Spitze hat China seinen Status als wichtigster Handelspartner Deutschlands verloren. Wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, haben die USA im Jahr 2024 erstmals seit 2015 wieder den ersten Platz erobert.

Die Zahlen im Detail

Mit einem Gesamthandelsvolumen von 253,0 Milliarden Euro führen die USA nun die Liste der wichtigsten Handelspartner an, während China mit 246,0 Milliarden Euro auf den zweiten Platz zurückfällt.

Betrachtet man die Zahlen genauer, zeigt sich ein interessantes Muster:

  • Importe aus China sanken leicht von 156,8 Milliarden Euro (2023) auf 156,0 Milliarden Euro (2024), ein Rückgang von nur 0,5%.
  • Exporte nach China schrumpften jedoch deutlich: von 97,3 Milliarden Euro auf 89,9 Milliarden Euro (-7,6%).
  • Gesamthandel mit China fiel entsprechend im Vergleich zum Vorjahr.

Bei den USA sehen wir eine andere Entwicklung:

  • Exporte in die USA erreichten 161,4 Milliarden Euro – ein Anstieg von 2,2% gegenüber 2023.
  • Importe aus den USA beliefen sich auf 91,5 Milliarden Euro, ein Rückgang von 3,3%.
  • Der Gesamthandel mit den USA stieg dadurch leicht an, da die Exportzuwächse den Importrückgang mehr als kompensierten.
  • Beachten Sie das extrem hohe Handelsbilanzdefizit der USA in Höhe von 69,9 Milliarden Euro.

Die Corona-Pandemie hatte die Anfälligkeit globaler Lieferketten schonungslos offengelegt. Viele deutsche Unternehmen hatten zu spüren bekommen, wie problematisch eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern sein kann. Der Begriff „China-Risiko“ ist seither in vielen Vorstandsetagen präsent.

Ende einer Ära

Von 2016 bis 2023 war China ununterbrochen der größte Handelspartner Deutschlands. Diese Position hat das Land nun nach acht Jahren an die USA abgegeben. Der Wechsel kommt nicht überraschend, denn schon seit einigen Jahren versucht Deutschland, seine wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu diversifizieren und Klumpenrisiken zu reduzieren.

Warum der Handel mit China zurückgeht

Der deutliche Rückgang im Handel zwischen Deutschland und China um etwa 3,1% im vergangenen Jahr hat mehrere Gründe:

1. Wirtschaftliche Abkühlung in China

Chinas Wirtschaft kämpft mit strukturellen Herausforderungen wie einer Immobilienkrise und schwächerem Binnenwachstum, was die Nachfrage nach deutschen Exportgütern reduziert. Wir haben oben gezeigt, dass der Rückgang im Chinahandel ganz überwiegend ein Rückgang unserer Exporte nach China ist! Dazu passt auch der nächste Punkt.

2. Chinas veränderte Produktionsstruktur

China entwickelt sich in traditionellen deutschen Stärkebereichen wie Maschinenbau und Automobilindustrie vom Importeur zum Exporteur.

3. Politische Spannungen

Die zunehmenden geopolitischen Konflikte zwischen China und westlichen Ländern haben zu verschärften Handelsbeziehungen geführt, wobei die EU vermehrt Handelsbarrieren eingeführt und Anti-Subventionsuntersuchungen besonders im Bereich grüner Technologien eingeleitet hat.

4. Deutsche Diversifizierungsstrategie

Deutsche Unternehmen verfolgen verstärkt eine „China+1“-Strategie, um ihre Lieferketten auf andere asiatische Länder auszuweiten.

5. Höhere Transportkosten

Die Frachtkosten auf der Asien-Europa-Route sind durch die Sicherheitskrise im Roten Meer signifikant gestiegen, da Schiffe zu längeren Routen um Afrika gezwungen werden.

6. Technologische Entkopplung

Der Transfer von Hochtechnologie wird zunehmend eingeschränkt, besonders bei Halbleitern und kritischen Komponenten, was sowohl Exporte als auch Importe betrifft.

7. Regulatorische Hürden

Markteintrittshürden in China werden komplexer, während EU-Unternehmen strengeren Sorgfaltspflichten wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz unterliegen.

Fazit: Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass es sich weniger um ein vollständiges „Decoupling“ handelt, sondern vielmehr um eine strategische Neuausrichtung der Wirtschaftsbeziehungen.

Wir sehen dabei eine asymmetrische Entwicklung. Während deutsche Exporte nach China zurückgehen, bleiben Deutschlands Importe aus China stabil oder steigen sogar in bestimmten Sektoren.

Handel der BRD mit China

Vom Regen in die Traufe?

Doch ist der Wechsel von China zu den USA als wichtigstem Handelspartner wirklich ein Fortschritt? Mit Donald Trump kehrte 2025 ein Präsident ins Weiße Haus zurück, der bereits in seiner ersten Amtszeit mit unberechenbarer Handelspolitik und Strafzöllen für Verunsicherung gesorgt hat. Das große Handelsbilanzdefizit von 69,9 Milliarden Euro beim Handel mit Deutschland bringt ihn zur Weißglut.

Seit einigen Wochen sehen wir ein ständiges Hin und Her mit Androhungen von immer höheren Zöllen für immer mehr Produkte für immer mehr Länder. Mal wird was angedroht, mal wird eine Drohung zurückgenommen.

Besonders die deutsche Automobilindustrie, die einen erheblichen Teil ihrer Exporte in die USA liefert, blickt mit Sorge auf diese Entwicklung. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), bezeichnete diese Zölle als „fatales Signal für den freien und regelbasierten Handel“ und warnte vor Belastungen für Unternehmen und globale Lieferketten.

Die politische Unsicherheit unter Präsident Trump, dessen Handelspolitik sich bereits in der Vergangenheit als unberechenbar erwiesen hat, stellt insbesondere für deutsche Exporteure ein schwer kalkulierbares Risiko dar.

Die Abhängigkeit vom US-Markt könnte sich also unter Präsident Trump als ähnlich problematisch erweisen wie die bisherige China-Abhängigkeit.

Ausblick auf 2025

Für deutsche Unternehmen und die Logistikbranche bedeutet die neue Konstellation vor allem eines: Sie müssen flexibel bleiben und ihre Transportwege kontinuierlich anpassen. Die Unsicherheiten im internationalen Handel werden 2025 vermutlich nicht abnehmen:

  • Trump-Administration mit unklarer Zollpolitik
  • Anhaltende Spannungen im Indopazifik
  • Fortdauernder Ukraine-Konflikt mit Auswirkungen auf Transportrouten und politische Allianzen

Dennoch bietet die Neuausrichtung auch Chancen: Neue Märkte in Südostasien, Indien und Lateinamerika gewinnen an Bedeutung und können helfen, die Abhängigkeiten weiter zu reduzieren.

Auch Kanada wendet sich – nach dem öffentlichen Bruch mit den USA – mehr als je zuvor anderen Regionen zu und strebt stärkere Zusammenarbeit beim Handel an.

44% der Kanadier haben sich einer scherzhaften Umfrage zufolge dafür ausgesprochen, dass Kanada der EU beitreten soll. Die EU hat schmunzelnd abgelehnt, aber eine Zunahme bei Handel und Tourismus dürfte eine realistische Folge des Zollkonflikts „USA gegen den Rest der Welt“ sein.

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