Der Westen verlässt Afghanistan – mit Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte

China, Russland, Pakistan, der Iran und die Türkei nutzen das Vakuum, das der Abzug der westlichen Truppen hinterlässt. Sie präsentieren sich als die “Freunde” Afghanistans und pflegen gute Beziehungen zu den Taliban.

Die Freundlichkeit ist nicht selbstlos. Afghanistan ist ein reiches Land – aber ihm fehlen die Mittel, diesen Reichtum aus dem Boden zu holen.

Es geht es um Rohstoffe im Wert von zig Billionen Euro …

Die Amerikaner haben im Jahr 2010 für ca. 30% des Landes die Bodenschätze ermittelt und kamen dabei schon auf einen Betrag von 2,6 Billionen Euro.

Zu den Bodenschätzen gehören (Quelle) unter anderem:

  • Baustoffe wie Marmor, Sand, Kies, Ton und Kalkstein.
  • Kupfer, Gold, Eisenerz.
  • Edelsteine und Halbedelsteine wie Smaragde, Rubine, Turmalin, Lapislazuli, Kunzit und Aquamarin.
  • Kohle, Erdgas und Erdöl.

Dazu kommen seltene Erden (wie Cer, Lanthan, Praseodym, Neodym) und Materialien, die für moderne Technologie wie Batterien, Motoren in E-Autos und Halbleiter benötigt werden.

Wir reden hier nicht von kleinen Vorkommen, sondern von gigantischen Mengen, die über viele Jahre hinweg großen Reichtum bringen können. Dabei handelt es sich auch um Materialien, die im laufenden Jahr an den Weltmärkten Engpässe und große Preissteigerungen sehen.

Durch den Krieg mit den Taliban hatten die Westmächte in den vergangenen 20 Jahren keinen Freiraum, auf diese Bodenschätze zuzugreifen.

Indem der Westen Afghanistan den Taliban nun überlassen hat, reiben sich die „Freunde“ der Taliban die Hände.

Mit „Freunde“ meinen wir Länder, die sich nicht um Menschenrechte und Demokratie scheren und seit Jahren gute Kontakte zu den Taliban pflegen. Allen voran natürlich die Volksrepublik China, Russland und benachbarte Länder, die unmittelbar von der Rohstoffförderung profitieren könnten.

Es gibt einen Engpass beim Zugriff auf diese Reichtümer

Es fehlt an Infrastruktur und Fachleuten – und im Land fehlt es auch an Geld zum Ausbau derselben.

  • Eine Transportinfrastruktur ist fast nicht vorhanden.
  • Zeitgemäß ausgebildete Fachleute gibt es nicht.
  • Die Methoden und vorhandene Technik im Rohstoffabbau sind veraltet.

Hier kommt nun das befreundete Ausland ins Spiel. Länder wie China und Russland können Afghanistan unterstützen und projektweise die fehlende Infrastruktur zur Verfügung stellen.

Dies ist kein kleines Unterfangen. Der Aufbau der Infrastruktur selbst dürfte fünf bis zehn Jahre dauern.

Für China könnte sich das als doppelter Glücksfall erweisen.

  • Chinas Hilfe beim Aufbau von Transportinfrastruktur in Afghanistan bringt nicht nur die Bodenschätze in greifbare Nähe.
  • In einem genialen Schachzug könnte Afghanistan damit gleichzeitig in die Neue Seidenstraße eingebunden werden.

China wird damit seinen ohnehin stetig wachsenden geopolitischen Einfluss weiter ausdehnen und festigen.