Vor Corona gab es bei den Transportkosten einen starken Preiskampf. Die Transportunternehmen unterboten sich soweit es nur ging. Der Käufermarkt hat die Preise bestimmt.
Die Kapazitäten waren groß und die Preise waren klein.
Corona hat all dies auf den Kopf gestellt. Die Kapazitäten sind gesunken, die Nachfrage ist gestiegen und durch diese beiden gegenläufigen Trends sind die Preise ins unermessliche gestiegen.
Wie sprechen hier von einer Preissteigerung über alle Verkehrsträger von 500% und mehr.
Und genau diese Preisexplosion wird nun vielen Händlern in Europa zum Verhängnis.
Die Händler haben Verträge, Mengen und Preise mit Ihren Kunden schon vor einem Jahr oder mehr verhandelt – auf Basis der damals gültigen Transportraten und Tarife. Um die Lieferverträge zu bedienen, geht es deshalb aktuell nur noch um Schadensbegrenzung.
Soweit Frachtraum verfügbar ist, wird dieser zu horrenden Preisen an den Markt gebracht. Dabei weiß man oft nicht einmal wann und wo die Ware in Europa eintreffen wird. Immer wieder kommt zu unvorhergesehenen Engpässen in der Lieferkette.
Luftfracht
So erleben wir z.B. bei der Luftfracht fehlende Manpower. Es gibt zu wenig Personal, das die Fracht an den Flughäfen handelt. Corona Restriktionen für das fliegende Personal zwischen China und der EU, oder Ausfälle aufgrund von lokalen Corona Lockdowns verschärfen das Problem.
Der Ausfall touristischer Flüge hat auch das gewerbliche Frachtvolumen verringert. Es gibt immer neue Faktoren, die es unmöglich machen den regelmäßigen Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.
Bahnfracht
Schauen wir auf die Bahn, hier sieht es zwischen Asien und Europa auch nicht besser aus.
Aktuell kommt es zu großen Verzögerungen an den Bahnterminals zwischen Russland und Europa, genauer am EU Eintritt in Polen, wo die Züge bis zu 2 Wochen auf Zoll Freigaben am Terminal warten müssen.
Seefracht
Bleibt noch die altbewährte Seefracht übrig, die 90% der weltweiten Fracht bewegt. Hier kam es zeitweise zu Engpässen von Equipment in Asien, da die Warenströme zu einseitig von China nach Europa verliefen.
- Als die Ever Given im Frühjahr 2021 den Suezkanal versperrte und hunderte Schiffe nicht weiter segeln konnten, kam auch die weltweite Containerlogistik durcheinander.
- Im August sahen wir Hafenschließungen auf Grund von Corona Fällen, beispielsweise bei einem der größten Häfen der Welt: Ningbo.
- Am 9. September kam es erneut durch ein aufgelaufenes Schiff zu einer Blockade des Suez Kanal, diesmal allerdings nur für kurze Zeit. Es waren nur 4 nachfolgende Schiffe von einer Verzögerung betroffen.
Als Fazit kann man sagen, dass wir in einer sehr getakteten „Just in Time Welt“ leben, in der jedes Rad in das andere Greifen muß.
Ein unvorhergesehenes Ereignis, wie z.B. eine globale Pandemie, bringt die sauber geplanten Abläufe nachhaltig durcheinander.
Hier sind wir als Europa gut beraten in Zukunft mit mehr Weitblick im Handel zu agieren um unsere Unabhängigkeit zu bewahren. Im Logistiksektor gilt es neue und innovative Konzepte für die Warenströme zu entwickeln um für die Zukunft gerüstet zu sein.