
Produktionsstraßen stehen still – Autos, Kameras, Spielekonsolen und vieles mehr können nicht mehr in ausreichender Menge hergestellt werden.
Industrie, Baugewerbe und Handwerk erleben den “perfekten Sturm” aus kleinen und großen Katastrophen.
- Die Corona Krise zieht sich länger als erwartet.
- Der Weltklimarat hat im August festgestellt, dass die Klimakatastrophe viel schneller abläuft, als bisher befürchtet.
- USA und China verschärfen den kalten (Wirtschafts-)Krieg.
- Die westlichen Staaten haben in Afghanistan versagt – China, Russland und Co. reiben sich die Hände.
- Industrie und Baugewerbe kämpfen mit Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Rohstoffen und Produkten.
- In der Logistik jagt ein Engpass den nächsten, die Transportpreise sind in die Höhe geschossen.
Bei all dem Chaos ist die Wirtschaft erstaunlich robust.
Importe und Exporte sind für viele Länder wieder auf vor-Corona-Niveau. Die Auftragsbücher sind gefüllt. Das Handelsgeschäft mit USA und China läuft für Deutschland auf Hochtouren.
Die Konsumenten sitzen auf Geld, Unternehmen wollen produzieren – aber das Zusammentreffen der vielen Probleme vermasselt Industrie, Baugewerbe und Handwerk das Geschäft.
Wir schauen hier wie die verschiedenen Problemfelder zusammenwirken.
Die Folgen der Corona Krise
Die Auswirkungen der Corona Krise, inklusive Lockdowns, sind vielfältig. Die Erholung läuft nicht so schnell wie erhofft.
Massiver Verlust von Transportkapazitäten. Tourismus ist weltweit immer stark eingeschränkt. Deshalb sind viel weniger Flugzeuge unterwegs – und die Transportkapazitäten dieser Flugzeuge fehlen für die Fracht der Unternehmen.
Erschwerter Grenzübergang. Viele Grenzen wurden geschlossen, auch mit Auswirkungen auf den Gütertransport. Dabei geschehen diese Schließungen oft unvorhersehbar. Zum Grenzübertritt werden ggf. aktuelle Tests benötigt.
Corona Lockdowns. Selbst jetzt werden noch überraschend und unvorhersehbar landesweite und lokale Lockdowns beschlossen. Neuseeland hat z.B. am 17. August 2021 nach Entdeckung eines einzelnen (!) Corona Falles einen landesweiten Lockdown beschlossen, der in Teilen des Landes mehr als einen Monat – bis zum 20. September – aufrechterhalten wurde.
Kleinere Lockdowns, zum Beispiel von Häfen, können jederzeit zu neuen Stockungen in der Transportlogistik führen.
Unvorhersehbare Nachfrageschwankungen. Durch die Lockdowns, geschlossene Betriebe, Heimarbeit, fehlenden Tourismus usw. hat sich die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen unkalkulierbar verschoben.
Produktivitätsprobleme, Ausfall von Mitarbeitern, Heimarbeitspflicht. Kaum ein Unternehmen konnte seit Beginn der Krise “normal” arbeiten. Arbeit hat sich verteuert, die Produktivität ist gesunken.
Die Folgen der Klimakrise
Die Klimakrise hat weitreichende Folgen, die sogar von der Wissenschaft noch nicht vollständig vorhergesagt werden können. Wir beschränken und hier mal auf die großen, für jedermann sofort nachvollziehbaren und heute schon sichtbaren Folgen.
Hochwasser und Überschwemmungen
Transport-Infrastruktur wird zerstört. Zum Beispiel haben die Hochwasser der letzten Wochen in China Bahnlinien unterspült und unbrauchbar gemacht. Auch Bahnhöfe, Straßen, Hafenanlagen oder Flughäfen können betroffen sein. Anlagen in Hanglage können statt unterspült auch von oben zugeschüttet werden.
Flut- und Wasserschäden in Produktionsanlagen und Lagerhallen. Zum einen können die Unwetter zum Stopp der Arbeiten führen, zum anderen können Anlagen und Waren beschädigt werden.
Warenumschlag wird durch Unwetter behindert oder unmöglich. Das Entladen eines Schiffs, Umsetzen eines Containers auf einen Frachtzug, Ausräumen eines LKW – all das funktioniert nur bei einigermaßen ruhigen Bedingungen.
Neue Energiekrise. In China stehen dieser Tage Fabriken still, weil es schlicht und einfach an Strom fehlt. Das ist nicht nur der Klimakrise zuzuordnen, hat aber durch den Wechsel von Kohle auf saubere Energiequellen auch damit zu tun. Konkret leidet die chinesische Stromproduktion aktuell unter massiv gestiegenen Kohlepreisen.
Hitzewellen und Dürre
Flüsse werden für Fracht unpassierbar. Wenn die Wassertiefe von Flüssen wegen Trockenheit abnimmt, werden die Flüsse für Frachtschiffe unbenutzbar. So kann ein ganzer Fluss als Transportweg ausfallen.
Produktionsstopp in der Industrie wegen Wassermangel. Industrieproduktion braucht oft viel Wasser. In Deutschland wurde dies z.B. aktuell wegen des Batteriewerks von Tesla in Brandenburg diskutiert. Auch die Chip Produktion verbraucht viel Wasser.
Wenn aufgrund einer Dürre der Grundwasserspiegel sinkt, muss die Produktion reduziert oder sogar gestoppt werden. Teilweise versucht man die Probleme zu verringern, indem mit Tankwagen zusätzliches Wasser herbeigeschafft wird. Aber eine normale Produktion lässt sich so nicht aufrechterhalten.
Die Folgen des Wirtschaftskriegs zwischen USA und China
Die Biden Regierung hat ganz aktuell – am 4. Oktober 2021 – bekräftigt, dass die Strafzölle gegenüber China in Kraft bleiben UND zusätzliche Sanktionen angedroht. (Quelle, Reuters in englischer Sprache)
Der Wirtschaftskrieg zwischen USA und China zeigt sich für ins besonders in zwei Aspekten:
1. Durch erhöhte Zölle wird der Import bestimmter Rohstoffe und Produkte für beide Seiten teurer. Weil die Herstellung von Produkten in der Produktion über mehrere Länder läuft, verteuern sich so auch Importe für Deutschland.
Beispiel: wir kaufen ein in den USA hergestelltes Produkt. Der Hersteller verwendet dafür Rohstoffe oder Vorprodukte, die er – mit Strafzöllen belegt – aus China importiert hat. Der Strafzoll landet in der Kalkulation dann indirekt auch in den Preisen, die wir zahlen, wenn wir das Endprodukt von USA nach Deutschland importieren.
2. Durch Gesetzesvorgaben wird die heimische Industrie verpflichtet, weniger zu importieren und stattdessen im eigenen Land einzukaufen bzw. herstellen zu lassen. Wir hatten darüber unter dem Titel “USA will Lieferketten von China unabhängig machen” berichtet. So will die USA z.B. in den Bereichen Halbleiter und künstliche Intelligenz von Asien unabhängiger werden.
- Das führt erstens zu Preisverschiebungen, weil die im eigenen Land eingekauften Bestände anders kalkuliert werden, als die aus China importierten.
- Zweitens kann es aber auch zu zusätzlichen Lieferengpässen und Verschiebungen im Zeitplan führen.
Die Folgen der weltweiten Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten
Der Mangel an Halbleitern führt 2021 weltweit zu Stopps bei der Produktion von Produkten, die mit Computerchips arbeiten. Die Bänder stehen still, Arbeiter gehen in Kurzarbeit. Die Auslieferung von Fahrzeugen, Computern, digitalen Kameras, Spielekonsolen usw. verzögert sich. Neue Modelle kommen mit Monaten Verspätung auf den Markt. Davon sind Unternehmen weltweit betroffen. Wir sehen aktuell immer wieder Produktionsstopps in Asien, Europa und den USA.
Auch im Baugewerbe und Handwerk fehlt es an Rohstoffen. Einfache Grundstoffe wie Gips oder Holz haben monatelange Lieferzeiten, verbunden mit krassen Preissteigerungen von 300% und mehr beim Produktpreis UND beim Transport.
Handwerker können ihre Arbeiten nur noch tagesaktuell kalkulieren. Ein Angebot, das heute erstellt wird, kann zwei Wochen später schon ein Minusgeschäft sein, weil Material nicht zu bekommen ist oder der Preis in die Höhe geschossen ist.
Erschwert wird diese Situation durch einen Fachkräftemangel über viele Branchen hinweg.
Die Folgen der Engpässe in der Transport-Logistik
Im Oktober 2021 gibt es weltweit gravierende Engpässe bei allen Verkehrsträgern. 2020 hatte uns ja einen Einbruch der Kapazitäten in der Luftfracht gebracht. Viele Firmen haben dann Fracht auf Bahn, LKW und Schiff verlagert.
Anfang Oktober 2021 sind diese drei Verkehrsmittel nun komplett überlastet.
- LKWs stehen wochenlang an der Grenze Russland – Polen zur Einfahrt in die EU.
- Neue Seefrachtkapazitäten sind erst ab Mitte Oktober verfügbar.
- Die Bahn ist ausgebucht und hat keine Kapazitäten frei.
Die dramatische Entwicklung der letzten knapp 2 Jahre führt bei Transporten zu:
- deutlich längeren Laufzeiten der Waren.
- drastischen Preissteigerungen bei allen Verkehrsträgern. Bei Seefracht ist sogar eine Preisexplosioni von 700% und mehr zu sehen.
- Problemen bei der langfristigen Planung. Wenn weder Zeiten noch Kosten geplant werden können, wird die Kalkulation für Firmen problematisch.